Wie bearbeitet man Fotos

Digitalfotografie ermöglicht Fotografen nicht nur Erinnerungen festzuhalten, sondern auch eine bestimmte Stimmung zu kreieren und den Blick des Betrachters bewusst zu lenken.

Mit diesem Bild wollte ich einige Techniken vorstellen, die ich bei der Bildbearbeitung nutze. Manche Fotos benötigen mehr, manche weniger Aufwand. Hier habe ich absichtlich ein aufwendiges Beispiel ausgewählt, um die Möglichkeiten der Digitalfotografie zu zeigen.


1. Unbearbeitetes Bild

Es gibt viele Techniken zur Bildbearbeitung, aber ohne gute Idee – ohne Vision – sind die Werkzeuge einfach nutzlos. Was möchte ich hervorheben? Was stört mich? Welche Stimmung möchte ich erzeugen?


2. Bildausschnitt

Ein richtiger Bildausschnitt hilft dem Betrachter sich auf einen bestimmten Bereich des Fotos zu konzentrieren. Oft wird der Goldene Schnitt verwendet. Die wichtigen Elemente – z.B. Gesichter bei einem Portrait – sollen möglichst an der Stelle sein, wo sich die Linien treffen.


3. Licht optimieren

Das menschliche Auge sieht mehr Farben und Details als die beste Digitalkamera. In dem Schritt versuche ich diese Verluste zu minimieren. Hier werden sehr helle Bereiche leicht abgedunkelt und manche dunkle Bereiche werden aufgehellt. Ich nutze hier auch einen leichten Vignettierungseffekt, um das Auge des Betrachters im Bildzentrum zu halten.


4. Farben

Hier passe ich die Hautfarbe an. Sie wird jetzt wärmer und intensiver. Die Schatten (dunklen Bereiche) bekommen einen leichten Blaustich.


5. Retusche

Man kann während eines Shootings – besonders draußen – nicht auf alles Einfluss haben. Digitale Retusche ist ein sehr mächtiges Werkzeug, das viel Übung und oft viel Zeit benötigt. Störende Pflanzen? Flecken? Ein Etikett? Eine Uhr? Kein Problem, sie sind schon weg.

Zur Retusche gehört auch das Verbessern der Haut. In Wirklichkeit bewegen wir uns ständig und schauen die Haut der anderen Person nicht so genau an. Die Fotos sind aber still und die Kameras und die Displays haben immer mehr Megapixel.


6. Tiefenschärfe

Das ist eine der wichtigsten Techniken in der Fotografie. Grundsätzlich sollte das, was im Fokus sein soll, scharf sein, unwichtige Sachen sollten unscharf sein. Das erzeugt man hauptsächlich mit einem Objektiv (offener Blende), aber man kann den Effekt auch digital erzeugen. Schauen Sie die Pflanzen und die kleinen Bäume im Hintergrund an.


7. Details

Mit Details wird oft Nachschärfen gemeint. Hier dagegen meine ich die zusätzlichen Elemente, die die Stimmung kreieren. Es war Ende November, fast null Grad. Das Brautpaar hat von mir einen heißen Kräutertee bekommen. Ich wollte die kalte Jahreszeit und den heißen Tee mit dem Schnee und dem Dampf digital betonen.


8. Emotionales Color Grading

Die Aufgabe von Color Grading ist es, dem Bild einen bestimmten künstlerischen Look und eine emotionale Atmosphäre zu geben. Die Farben werden noch ein mal genau angepasst. Die Umgebung wird hier kälter und das Brautpaar wird wärmer. Der Farbtemperatur-Kontrast hilft, die Personen noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen.


Vorher und Nachher

Die kurze Animation mit den einzelnen Schritten zeigt noch deutlicher, welche Möglichkeiten es in der Bildbearbeitung gibt. Und das ist noch nicht alles…